Sonntag, 5. Dezember 2010

Ausgelöscht - Cody McFadyen

Unsere Wertung: *****
Ausgelöscht

Luft anhalten, Augen zu und durch(hören)!

Die Serie um die coole, scheinbar schmerzlose FBI-Ermittlerin Smoky Barrett geht mittlerweile in die 4. Runde. Mir hat AUSGELÖSCHT um Längen besser gefallen als die beiden Vorgänger. Vor allem, weil die Details nicht nur blutrünstig und grausam sind - die Faszination und Spannung ergibt sich aus der spannenden Suche nach einem psychopatischen Serientäter, der seine Opfer - Frauen - über mehrere Jahre festgehalten und gefoltert hat. Es stellt sich sogar heraus, dass der Täter sich vermutlich an Männer wendet, die ihre Frauen loswerden wollen ... Was ist sein Motiv? Wer ist es, der Smoky wieder so schön lange an der Nase herumführt - und quält?
Im Verlauf der Ermittlungen sind auch wieder Personen aus Smokys privatem Umfeld involviert, von ihr selbst ganz zu schweigen!
Faszinierend, wie sich die Spannung beim Hören quasi von Minute zu Minute steigert. Nicht ganz unschuldig daran ist Franziska Pigulla, die hier mit ihrer brillanten Stimme dem Hörbuch eine zuweilen beklemmende Lebendigkeit einhaucht, dass man beinahe meint, einen Film sehen zu können. Was wären die Smoky Barrett - Hörbücher ohne die Stimme von Frau Pigulla? Als Thrillerhörbuchfresser mag man sich das gar nicht vorstellen...

Man muss die bisher erschienenen Bücher nicht kennen, um AUSGELÖSCHT zu verstehen. Mit einem kurzen Rückblick erfährt man wichtige Details über die Vergangenheit und Entwicklung von Smoky Barrett, sowie ihrer Familie (wenn man das so sagen kann) - das macht der Autor so geschickt, dass man die anderen Hör/Bücher auch noch im Nachhinein lesen/ hören kann. Dennoch mein Rat an Hörer/ Leser die sich gerne an einer Serie festbeißen: Die Reihenfolge ist nicht unwichtig um ein wenig mehr über die Protagonistin und ihr psychologisches Gespür zu erfahren.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Das verlorene Symbol - Dan Brown

Unsere Wertung: ***
Das verlorene Symbol: Deutsche gekürzte Version.

Nachdem ich alle Romane von Dan Brown gelesen habe, Meteor, Diabolus, dann Illuminati und zum Schluß Sakrileg, hier also das neueste Werk. Auch wenn einige Romane später aufgrund des Erfolgs von Sakrileg erneut veröffentlicht wurden und dann später auf die Bestsellerlisten gerutscht sind, hat sich Dan Brown in der tatsächlichen Schreibreihenfolge kontinuierlich gesteigert. Mit Sakrileg hat er ein wohlabgewogenes Skandalbuch und einen berechtigten Weltbestseller abgeliefert, welcher eine atmosphärische Dichte genial mit dem interessierten Halbwissen der Allgemeinheit und der abendländischen Historie verbunden hat. Jeder hatte "aha-Effekte", fand sich wieder, verfolgte den Verlauf mit Spannung. Das Buch war innovativ und geistreich.

Warum das alles in dieser Rezension? Genau das lässt Browns neues Buch leider vermissen. "Das verlorene Symbol" ist ein gutes Buch, das durchaus zu unterhalten weiß, aber die Klasse seines Vorgängers oder gar ein weiteres Highlight in der Dan Brown Reihe ist es nicht. Leider muß er sich natürlich genau daran messen lassen.

Der Geschichte fehlt Tiefgang. Echte Spannung kommt nur sehr bedingt aus, der ganze Plot wirkt leider blutleer und konstruiert. Viele Figuren scheinen aus dem Brownschen Standardbaukasten kreiiert worden zu sein und sind nur minimal variiert zu den Figuren seiner bisherigen Geschichten, nichtsdestotrotz ist die Geschichte um die Freimaurer und die Gründung Amerikas in ein durchweg unterhaltenden Rahmen gegossen und wird sicher mehr Leser an dieses Thema heranführen als jede historische Abhandlung.

Sprachlich vergaloppiert sich Dan Brown für meinen Geschmack zu stark in Fachbegriffen und er vergeistigt Themen auf ein Maß, bei dem die Handlung nicht mehr vorangetrieben wird, sondern die Effekte zu einem eigenständigen Leben erwachen und dadurch wie eine abgelöste zweite Schicht parallel existieren. Dies führt auch zu dem Gefühl der Blutleere.

Der Inhalt des Buches ist schnell erzählt und spielt interessanterweise fast in Echtzeit. Der Handlunsgrahmen umfasst etwa einen Tag (18h), also die Zeit, die man für das Lesen des Buches benötigt. Der Held des Buches, Langdon, hinreichend bekannt aus Sakrileg, entschlüsselt in dieser Zeit, getrieben durch den drohenden Tod eines guten Freundes und um die Welt zu retten, diverse uralte und ultrageheime Codes. Begleitet wird er dabei von einer cleveren Dame, die ihm gleichzeitig als Konversationspartner zur Darstellung von Langdons überragendem Dialekt dient, aber parallel in Details die Lösungen der Rätsel vorantreibt. Der Gegenspieler, natürlich von übermenschlicher Intelligenz und Kraft, wird die Welt ins Chaos stürzen, was es zu verhindern gilt.


Eine Demontage eines Weltbestsellerautors in 133 Akten

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Samstag, 1. Mai 2010

Der Feind im Schatten - Henning Mankell

Unsere Wertung: *****
Der Feind im Schatten

Håkan von Enke ist ein Mann mit Prinzipien. An einem verregneten Stockholmer Morgen verlässt der ehemalige U-Boot-Kapitän wie jeden Tag um sieben Uhr seine Wohnung im Stadtteil Östermalm, um seinen ausgedehnten Spaziergang zu machen. Von seiner Frau hat er sich verabschiedet, alles scheint wie immer. Nur das Entscheidende ist anders: An diesem Morgen nämlich kommt Håkan von Enke nicht mehr in seine Wohnung zurück.

Das seltsame Verschwinden des U-Boot-Kommandeurs betrifft Kurt Wallander auf gleich mehrfache Art und Weise. Zum einen ist Håkan von Enke der Vater des Finanzmaklers Hans von Enke, den Wallanders Tochter Lisa heiraten will. Und zum anderen hat Lisas zukünftiger Schwiegervater Wallander auf seinem Geburtstag eine mysteriöse Geschichte erzählt, die Jahre zurückliegt und mit einem russischen U-Boot zu tun hat, das dereinst vor Schwedens Küste kreuzte und durch einen Befehl von höchster Stelle nicht vom heimischen Militär hochgenommen werden konnte. Hat das Verschwinden Håkan von Enkes vielleicht etwas mit diesem Vorfall zu tun, zumal sich der Kommandant ganz offensichtlich bedroht und verfolgt fühlte? Wallander beginnt zu ermitteln – und stößt nicht nur in der Familienhistorie derer von Enkes, sondern auch on der schwedischen Geschichte auf einige äußerst dunkle Kapitel...

Kurt Wallander ist wieder da – und zwar in altbewährter Form! Denn Henning Mankells melancholischer Ermittler hat wieder allerlei private Probleme – so zum Beispiel ein Disziplinarverfahren, nachdem er seine Pistole im Suff in einem Restaurant liegen ließ. Auch diese psychologische Tiefe der Natur sorgt dafür, dass die Spannung über fast 600 Seiten erhalten bleibt, ebenso wie Mankells wundervoll dichte Sprache mit ihren traurig-präzisen Sätzen.

Dass Der Feind im Schatten wohl Wallanders letzter Fall sein wird – das Ende liegt dies nahe –, macht die Sache zwar nicht schöner, sollte aber jeden Krimifan erst recht dazu bewegen, dieses umwerfend gute Hörbuch zu verschlingen.


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Flavia de Luce: Mord im Gurkenbeet - Alan Bradley

Unsere Wertung: *****
Flavia de Luce: Mord im Gurkenbeet

Flavia ist zwar erst elf, hat es aber faustdick hinter den Ohren bzw. in ihrem Labor. Die Leidenschaft der klugen Kleinen gilt nämlich der Chemie. Vor allem todbringende Substanzen wie indianische Pfeilgifte und Arsen haben es ihr angetan. Und sie interessiert sich nicht nur dafür, sie setzt ihre Kenntnisse auch ein: Wer Flavia dumm kommt, klagt vielleicht schon bald über einen brennenden Ausschlag oder juckende Pusteln ... Als Flavia eines Morgens eine Männerleiche im Gurkenbeet des Familienanwesens findet und ihr Vater des Mordes verdächtigt wird, entdeckt Flavia eine zweite Passion: die Detektivarbeit.

Gewitzt, ironisch und überraschend: einfach hörenswert!!
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Die Henkerstochter - Oliver Pötzsch

Unsere Wertung: *****
Die Henkerstochter, 6 CDs (TARGET - mitten ins Ohr)

In der bayerischen Stadt Schongau wird ein sterbender Junge aus dem Lech gezogen. Alles deutet auf Hexenwerk hin. Sofort beschuldigen die Schongauer die Hebamme. Der Henker Jakob Kuisl soll ihr unter der Folter ein Geständnis entlocken. Doch er ist überzeugt davon, dass sie unschuldig ist. Unterstützt von seiner Tochter Magdalena macht er sich auf die Suche nach dem wahren Täter ...

Diesen spannenden und historisch korrekten Roman, sollte man sich als Liebhaber solcher Bücher nicht entgehen lassen.Flüssig geschrieben und durchgehend spannend, beinhaltet dieser Roman nicht nur einen Krimi, sondern was ihn für mich so besonders gemacht hat, war die historisch korrekte Überlieferung der Aspekte der Hexenverfolgung und des Hexenwahns im 17.Jahrhundert.

Für mich war "Die Henkerstochter"von Oliver Pötzsch wirklich ein Stern am Himmel des historischen Romans und ich hätte gerne mehr Sterne vergeben. Fundiertes Hintergrundwissen, vor allem auch was die Hexenverfolgung und den Hexenwahn angeht, gepaart mit einer spannenden Geschichte, macht diesen Roman zu einer Perle dieses Genres.

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Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt: Kurioses aus dem Cockpit - Stephan Orth, Antje Blinda

Unsere Wertung: ****
Sorry, wir haben die Landebahn verfehlt: Kurioses aus dem Cockpit, 1 Audio-CD

Spiegel-Online hatte dazu aufgerufen witzige und korriose Szenen und vorallen Crew-Ansagen rund ums Fliegen einzusenden und ich muss sagen, ich habe mich wirklich sehr amüsiert.

"Sie brauchen nicht nervös zu sein, der Kapitän ist es auch nicht - und der macht den Anflug zum ersten Mal!" Piloten ohne Orientierung, Kühe auf der Landebahn: So manche Durchsage an Bord von Flugzeugen treibt selbst erfahrenen Passagieren die Schweißperlen auf die Stirn. Tausende von Lesern haben ihre Erlebnisse aus dem Cockpit an Spiegel Online geschickt. Die besten und lustigsten Sprüche sind in diesem Höruch gesammelt. Also schnallen Sie sich an, klappen Sie die Tische hoch, und stellen Sie die Sitzlehnen aufrecht.

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Freitag, 30. April 2010

Rauhnacht - Michael Kobr, Volker Klüpfel

Unsere Wertung: ****
Rauhnacht: Kluftingers neuer Fall

Endlich: Kommissar Kluftinger geht wieder um! In seinem fünften Fall verschlägt es den kauzigen Kommissar in ein exklusives Berghotel im tief verschneiten Allgäu, wo er gemeinsam mit seiner Frau Erika und dem Ehepaar Langhammer kostenlos an einem Krimiwochenende teilnehmen darf. Doch schnell wird aus dem Spiel blutiger Ernst, als einer der Gäste ermordet aufgefunden wird. Da das Hotel aufgrund heftiger Schneefälle von der Außenwelt abgeschnitten ist, muss Kluftinger zu seinem Leidwesen ganz alleine ermitteln. Unterstützt wird er lediglich von seinem Intimfeind Dr. Langhammer, der ihm gehörig auf die Nerven geht. Schritt für Schritt überprüft Kluftinger jeden der anwesenden Gäste und kommt so langsam dem Mörder auf die Schliche.

Das Autorenduo Volker Klüpfel/Michael Kobr hat die Rahmenhandlung von Rauhnacht ganz offensichtlich dem klassischen britischen Rätselkrimi entlehnt: ein eingeschneites Hotel, von der Außenwelt abgeschnitten, eine übersichtliche Anzahl Gäste, alle Anwesenden haben etwas zu verbergen -- Agatha Christie lässt grüßen. Doch natürlich würzen die Autoren dieses klassische Setting in bewährter Manier mit sehr viel Witz, Situationskomik und Lokalkolorit. So sollte man die arg überzogene und mit vielen Klischees gespickte Geschichte nicht allzu ernst nehmen, denn der bärbeißige Allgäuer Kluftinger lässt wieder kein Fettnäpfchen aus und strapaziert die Lachmuskeln seiner Leser erheblich. Für Fans der Reihe ist Rauhnacht natürlich ein Muss, aber auch Kluftinger-Erstleser werden mit diesem Buch ihren Spaß haben.

Insgesamt aber etwas blasser als die vier Vorgänger!!!

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Sonntag, 25. April 2010

Numbers - Den Tod im Blick - Rachel Ward

Unsere Wertung: *****
Numbers - Den Tod im Blick

Als kleines Kind hat Jem mit angesehen, wie ihre Mutter an einer Überdosis gestorben ist. Seitdem ist sie von einer Pflegefamilie zur anderen weitergereicht worden. Deshalb wundert es auch keinen, dass sie ruppig und kontaktscheu ist. Nicht mal in die Augen sehen kann sie einem, sagen sie in der Schule. Und das stimmt – wenn auch aus einem anderen Grund, als alle vermuten. Denn Jem hat eine besondere Gabe: Wenn sie jemandem ansieht, erscheint in ihrem Kopf eine Zahl. Es ist das Datum, an dem diese Person sterben wird.

Jem lässt niemanden an sich heran – sie weiß ja, wann der andere sterben wird ... Doch dann lernt sie den verrückten, hibbeligen Spinne kennen. Als sie Riesenrad fahren wollen, sieht Jem plötzlich, dass alle Menschen um sie herum noch am selben Tag sterben werden. Sie und Spinne rennen weg, kurz bevor die Bombe hochgeht. Und von diesem Augenblick an sind sie auf der Flucht. Denn man hat sie weglaufen sehen, und wie sollen sie erklären, warum sie von dem Attentat wussten? Die Flucht ist alles andere als romantisch, die beiden frieren und hungern. Doch auf ihrer Flucht lernen sie einander besser kennen, und Jem verliebt sich in Spinne. Damit hat sie noch ein Problem mehr, denn sie weiß, dass Spinne in wenigen Tagen sterben muss ...

Die Ich-Erzählerin Jem ist eine spröde Heldin: misstrauisch, wortkarg, verschlossen. Sie gehört zu einem Teil der Gesellschaft, deren Kinder kaum Chancen auf einen Schulabschluss haben, geschweige denn auf ein Leben in Wohlstand. Und ihre besondere Gabe ist eine zusätzliche Bürde, die sie von anderen Menschen isoliert. Trotzdem oder gerade deswegen ist sie wie jeder andere Teenager auch – unverstanden, allein, im ständigen Kampf mit sich und allen anderen. Aber sie ändert sich, langsam und widerstrebend, als sie sich auf Spinne einlässt. Das berührt nicht nur LeserInnen ab 14 Jahren, für die dieses Buch geschrieben ist, sondern alle, die sich auf diese ungewöhnliche Heldin mit ihrer ruppigen Sprache einlassen.

Rachel Ward ist mit ihrem ersten Jugendroman in eindringliches, aufrüttelndes Buch gelungen. Mit einer Hauptfigur, die man nicht so leicht vergisst. Und mit einem großartigen Ende, bei dem man nicht weiß, ob man weinen oder lachen soll.

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Sonntag, 18. April 2010

Fremde Signale - Katharina Faber

Unsere Wertung: *****
Fremde Signale

Es ist nicht selten das Schicksal von Autoren, dass ihre Editionen, die in kleinen Verlagen erscheinen, häufig im Getöse der Flut von Neuerscheinungen untergehen. Zu diesen Büchern gehört hoffentlich nicht das wunderbare, unaufdringliche, leise, in seiner Klarheit und Sprache geradezu phantastische Buch von Katharina Faber.

Es erzählt einfühlsam die Geschichte einer Frau, die in Zürich groß wird und dort wohl behütet lebt, denn sie hat drei Schutzengel, die sorgsam über ihr Leben wachen. Diese Frau ist eine begnadete, oder vielleicht auch nicht so geniale Autofahrerin, die hohe Geschwindigkeiten und Risiken liebt. Die Schutzengel stammen aus anderen Welten, aus Amerika und Russland und sie müssen sich erst einmal mit den Gegebenheiten und Besonderheiten der Züricher Welt zu Recht finden. Und da bleibt es natürlich nicht aus, dass sie sich häufig darüber streiten, wie man die Züricher Schutzbefohlene am besten am Leben erhält.

Dieses Hörbuch sollte man sich nicht entgehen lassen, weil es in jeder Hinsicht großes Vergnügen bereitet.

Wundervoll! Herausragend!

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Finstere Orte - Gillian Flynn

Unsere Wertung: *****
Finstere Orte

Eine verschlafene Gemeinde in Kansas, eine hochverschuldete Farm, eine liebevolle aber überforderte Mutter, ein nichtsnutziger Vater, drei quirlige Töchter und ein sonderbarer, stiller, in sich gekehrter Sohn: Das sind die Zutaten, die Gillian Flynn für ihren neuen Thriller bereitstellt.
Erzählt wird in zwei Handlungssträngen. Der eine beschränkt sich in aristotelischer Schlichtheit auf 24 Stunden und die Farm und ihre nähere Umgebung. Es geht um die letzten Stunden im Leben der Farmersfrau und ihrer ältesten beiden Töchter. In leisen Schritten nähert sich das Verhängnis der Familie, um zum Schluß in einer mächtigen Volte alles zu ersticken.
Nur Libby, die jüngste Tochter, überlebt das Massaker - und Ben, der ältere Bruder, der nach der schwer belastenden Aussage seiner kleinen Schwester ein Lebenslänglicher wird. Eingesperrt wegen des Mordes an Mutter und Schwestern. Doch mehr als zwanzig Jahre nach der Tat (und das ist der zweite Handlungsstrang) kommen Libby Zweifel an ihrer damaligen Aussage, worauf sie den Kontakt zu den damlas offen und verdeckt Beteiligten sucht. Und schon beginnen sich ganz langsam die Gewichte von Schuld und Unschuld zu verschieben. Angst und Feigheit, Wut und Hass gehen ganz neue Verbindungen in den Köpfen der Beteiligten ein.
Seinen Lesern beschert dieser Thriller eine doppelte Spannungskurve, denn sowohl die gegenwärtige als auch die vergangene Handlung münden in einen atemberaubenden Show Down, bei dem jeweils noch einmal kräftig an der Grenzlinie zwischen Gut und Böse gerüttelt wird.
So muss perfekte Spannungsliteratur sein und ein Hörgenuss erster Güte!

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Freitag, 16. April 2010

Leopard - Jo Nesbø

Unsere Wertung: *****
Leopard

Hongkong: Im Dunst der Garküchen und Drogenhöhlen dämmert ein Mann einsam vor sich hin. Es ist Harry Hole. Er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, die chinesische Mafia ist ihm auf den Fersen, er ist am Ende. Erst eine Serie grotesk-grausamer Morde die Osloer Polizei vor schier unlösbare Rätsel stellt, lässt ihn zurückkehren - keinen Moment zu früh. Denn der Täter ist äußerst unberechenbar und hochintelligent. Er tötet seine Opfer mit einem perfiden Mordwerkzeug - lautlos und quälend langsam. Für Harry beginnt eine nerven- und kräftezehrende Hetzjagd, die ihn von einer einsamen Hütte im norwegischen Hochgebirge bis nach Ruanda führen. Als Kommissar dem Killer gegenüber steht, muss er eine übermenschliche Entscheidung treffen.

Harry Hole ist nicht wirklich sympathisch: als Alkoholiker und auch anderen Rauschmitteln zugeneigt, hat er sich sein Leben gründlich vermasselt. Aber er ist ein genialer Ermittler! Nesbo gelingt es auch im Leoparden wieder, ein sehr schlüssige Story zu entwickeln, die spannend und mitreißend ist. Zwar schildert er die Handlungen des "Mörders" sehr anschaulich, stoppt aber immer, wenn die Beschreibung droht, abstoßend zu werden.

Trotz der nordischen "Unterkühlung" im sachlichen Sprachstil, hat Nesbo einen Ich-muss-das-jetzt-zu-Ende-hören-Thriller geschaffen. Für mich sogar der beste Harry Hole bislang, obwohl auch die anderen mindestens 4 Sterne bekommen hätten.

Übrigens habe ich dem Hörbuch nicht angemerkt, dass es gekürzt ist - das Kürzen schadet meines Erachtens dem Plot nicht!
Spannende Unterhaltung!

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Samstag, 10. April 2010

Gut gegen Nordwind / Alle sieben Wellen - Daniel Glattauer

Unsere Wertung: *****
Gut gegen Nordwind / Alle sieben Wellen

Zwei Menschen lernen sich per Zufall durch eine fehlgeleitete E-Mail virtuell kennen. Sie bleiben in Kontakt und vertrauen sich mit der Zeit ihre innigsten Gedanken und Gefühle an. Obwohl sie sich nie gesehen haben, baut sich nach und nach eine Beziehung auf, von der sich erst später jeder der beiden eingestehen muss, wie tief sie geht. Ein letztes Treffen, um die E-Mail-Beziehung würdig zu beenden, bringt unerwartet das Gegenteil. Wie geht es jetzt weiter?
Dem Autor ist es meisterhaft gelungen, dem Leser zu vermitteln, was in den beiden Menschen vorm Computer vorgeht. Man kann förmlich ihre Erwartungen, Ängste, inneren Kämpfe und all ihre Gefühle nachempfinden, als ob man selbst beteiligt wäre. Dabei ist die zweiteilige Geschichte weit entfernt davon, ins Kitschige abzurutschen.
Das Hörbuch ist sehr zu empfehlen. Zusätzlich zur ohnehin schon genialen Vorlage setzen die beiden Sprecher die Dialoge hervorragend um, wodurch der Text noch einmal gewinnt.

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Jordan - Die Jagd - Daniel Bielenstein

Unsere Wertung: *****
Jordan - Die Jagd

Jordan ist ein Punk, 16 Jahre alt, der nichts als Alkohol und feiern im Kopf hat. Für die Schule hat er keine Zeit. Jedoch macht er manchmal Jobs für die "Organisation", eine Akademie für Jugendliche, die dort zu Spionen ausgebildet werden. Als er gerade mal wieder durch die Straßen streunt, holt ihn die "Organisation" für einen Auftrag zu sich. Er soll Ludwig Ossendorf beschatten, einen Millionär, der angeblich mit Waffen handelt. Tatsächlich findet er eine ganze Liste mit Waffen, die er schmuggelt. Leider zerstören er und sein Team, dass aus der nervigen Rebecca, dem Computerfreak Quarks und dem Autoschrauber Memo besteht, dabei eine Straße und einiges ringsherum, so dass sie nun auf die Akademie müssen. Die Akademie ist das Ausbildungszentrum der "Organisation", zu der Jordan nie wirklich Bock hatte. Aber die Akademie muss warten, denn er findet heraus, dass unter der Liste der Waffen von Ossendorf sich auch eine Geheimwaffe befand, mit der man einen Krieg gewinnen kann. Und er will sie nach Mazedonien verkaufen, damit dort ein Major wieder einen Krieg entfachen kann, der eigentlich schon beendet war. Aber das lässt sich Jordan nicht gefallen, deshalb setzt er sich mit Quarks nach Mazedonien ab, um den Krieg dort zu verhindern. Keine einfache Aufgabe für die beiden.

Ein sehr lustiger Thriller, mit vielen überraschenden Wendungen. Unterhaltsam ist vor allem die Erzählweise, die aus der Sicht von Jordan beschrieben wird. Gute Ideen und gute Informationen über Mazedonien, ein Land, was einem auf einer Weltkarte nicht direkt auffällt. Super Jugendromandebüt von Daniel Bielenstein, für das ich mir doch glatt 5 Sterne abluchsen lasse.

Dieses Hörbuch ist für Kids ab 12.

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Samstag, 3. April 2010

Der Fritten-Humboldt: Meine Reise ins Herz der Imbissbude - Jon Flemming Olsen

Unsere Wertung: *****
Der Fritten-Humboldt: Meine Reise ins Herz der Imbissbude

Als TV-Imbisswirt Ingo hat er in der legendären WDR-Serie „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“ nicht nur Olli Dittrich, sondern auch Rudi Carrell, Thomas Gottschalk und Günter Jauch bedient. Jetzt hat sich Jon Flemming Olsen aufgemacht, das echte Imbissleben zu erforschen. Einen Sommer lang war er unterwegs, um in jedem Bundesland einmal hinter dem Tresen zu stehen, Currywürste zu schneiden, Teller zu spülen und vor allem – den Befindlichkeiten der Menschen nachzuspüren. Ob nun bei „Alles Wurscht“ in München oder vor dem „Glückauf-Grill“ in Dorsten, zwischen Friteuse und Flaschenbier wartet das wirkliche wahre Leben. Herausgekommen ist der Fritten-Humboldt: ein amüsanter kulinarischer Streifzug durch die deutsche Imbisslandschaft und zugleich ein tragisch-komischer Fingerabdruck unserer Gegenwart.

Dank der ausgezeichneten und sorgfältigen Wortauswahl, des treffenden Tons und der typischen Akzente und Dialekte, ist es mir gelungen, alle Beteiligten, alle Atmosphäre, alle Geräusche und Gerüche, alle Bilder zu visualisieren, als ob ich bei jeder Station live gewesen wäre.
Der Fritten-Humboldt ist ein grossartiges Buch und ich habe mich herrlich amüsiert: Es ist unterhaltsam, lehrreich, humorvoll, gefühlvoll, rührend und bewegend.
Durch seine Vorliebe zum Detail schildert JFO jede Begegnung, jedes Ort ausgesprochen gut.
Eine einzigartige Inspirationsquelle für jeden Nachwuchsautor.
Das Hommage an Oscar hat mich gerührt und Erinnerungen geweckt. Er auch fehlt im Viertel.
JFO ist ein grossartiger und mein Lieblingsvorleser. Das Audio-CD lohnt sich wirklich!! Tolle kreativvolle CD-Cover und Fotos dazu!
Die letzte Station ist nun schon zu Ende, meine Entdeckungsreise durch Deutschland ist damit vorbei und ich will mehr!! Ich freue mich auf weiteres :)
Herzlichen Dank für dieses tolle und gelungene Projekt. Chapeau ! Und viel Erfolg :)

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Unter der Sonne - Daniel Kehlmann

Unsere Wertung: ****
Unter der Sonne

Ein Junge sucht einen Ausweg aus der Langeweile der Sommerferien - und findet ihn in grundloser Gewalt. Ein Literaturwissenschaftler will das Grab eines Dichters aufsuchen, der ihm zeit seines Lebens auswich, aber dieser erweist sich über den Tod hinaus als der Überlegene. Ein Schauspieler sitzt auf dem Weg zu einer Vorstellung im Flugzeug neben einem Kritiker, der ihn auf schamlose Weise beleidigt und belästigt. Daraufhin sagt der Schauspieler seinen Auftritt ab. Ein müder Geschäftsmann verirrt sich auf dem nächtlichen Nachhauseweg in einen heftigen Schneesturm und kapituliert vor der Naturgewalt.
Bereits in seiner zweiten Veröffentlichung zeigt Daniel Kehlmann sein großes literarisches
Können. Geschickt aufgebaute Spannung und subtile Ironie machen die Geschichten zu einem abgründigen Vergnügen.!!!

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Freitag, 2. April 2010

Der Prinzessinnenmörder - Andreas Föhr

Unsere Wertung: *****
Der Prinzessinnenmörder
Ein Bayernkrimi - für alle Klufti-Fans! Man könnte meinen, Oberbayern sei so idyllisch und harmlos - von wegen. Dort tun sich mörderisch kalte Abgründe auf. Ein eiskalter Januarmorgen. Der zugefrorene Spitzingsee in Oberbayern glitzert in der klirrenden Kälte. Keiner würde unter seiner Oberfläche etwas Grauenvolles vermuten. Bis auf dem Seegrund die Leiche eines 15-jährigen Mädchens gefunden wird. Sie wurde durch einen Stich ins Herz getötet und trägt ein goldenes Brokatkleid. Als in ihrem Mund eine Plakette mit einer eingravierten Eins entdeckt wird, wissen Kommissar Wallner und sein grantelnder Kollege Kreuthner: Das ist erst der Anfang einer grauenhaften Mordserie.

"Der Prinzessinnenmörder" ist ein brillianter und fesselnder Krimi, der so richtig schön unter die Haut geht.
Geschickt werden verschiedene Handlungsebenen miteinander verwoben, der Leser auf die Fährte gesetzt und dennoch im Unklaren gelassen, bis zum Grande Finale. Die Figuren sind liebevoll erdacht und gezeichnet. Die akribischen Recherchen des Autors geben der Story die nötige Authenzität, ohne jeden oftmals bemüht wirkenden mystischen Schnickschnack.

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Dienstag, 30. März 2010

Nacht unter Tag - Val McDermid

Unsere Wertung: *****
Nacht unter Tag

Es wäre Zeitverschwendung, zur Autorin Val McDermid noch viel zu sagen. Die Liste ihrer eingeheimsten Preise ist länger als das Werkverzeichnis der meisten Autoren, und jede einzelne Auszeichnung ist mehr als verdient. Stellt sich also eher die Frage: Hat die schottische Autorin diesmal ein gutes oder ein sehr gutes Buch geschrieben? Antwort: Ein sehr gutes. "Nacht unter Tag" fesselt so sehr, dass die zahlreichen Orts-, Zeit- und Protagonistenwechsel, aus denen McDermid den vielschichtigen Krimi zusammensetzt, nicht Störfaktor, sondern Zeichen ihrer Raffinesse sind. Immer weitere Handlungsstränge entspringen dem ersten und kehren nach zumeist unvorhersehbaren und doch logischen Wendungen zu ihrer Quelle zurück. Am Ende lässt die Dichte der Überraschungseffekte zwar nach, und einige Erklärungen möchte man mit einem "Hab' ich es doch gewusst!" kommentieren - im Hinblick auf den straff gehaltenen Ausklang ist dies aber auch ein Pluspunkt in Sachen Glaubwürdigkeit. Der Beginn des kriminalistischen Strudels ist ein nach über 20 Jahren vermisst gemeldeter Vater, von dem bislang angenommen wurde, er hätte das schottische Bergbaustädtchen East Wemyss und seine Familie in einer Nacht- und Nebelaktion als Streikbrecher verlassen. Diesen Strang verfolgt die ehrgeizige Polizistin Karen Pirie, die nach der Überführung ihres ehemaligen Chefs aufs Abstellgleis "Abteilung für ungelöste Fälle" befördert wurde. Ehrgeiz ist auch der Motor der Karen sonst so gegensätzlichen Enthüllungsjournalistin Bel Richmond, die per Zufall einen ebenfalls längst zu den Akten gelegten Entführungsfall wieder aufrollt. Mit der Entdeckung eines geheimnisvollen Plakats in einem verfallenen Haus in der Toskana verschafft Richmond sich Zugang zu dem sonst so medienscheuen Brodie Grant, doch sie weiß dabei ebensowenig, worauf sie sich einlässt, wie sie erklären kann, woher der beunruhigend große Blutfleck auf dem Küchenboden der toskanischen Ruine stammt ...

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